Dialog / Kapitel 135
Die allgemeine Vorsehung
135 Da wandte ihr der höchste und ewige Vater mit unsagbarer Güte das Auge Seines Erbarmens zu, um ihr zu zeigen, wie Seine Vorsehung in allen Dingen waltet und die Menschen niemals verlässt, sofern sie nur willens sind, sich ihr zu überlassen. Und indem Er liebevoll über den Menschen seufzte, sagte Er zu ihr:
O Meine liebste Tochter, wie Ich dir schon mehrmals gesagt habe, möchte Ich der Welt Meine Barmherzigkeit erweisen und in allem für Meine vernunftbegabten Geschöpfe sorgen. Doch die Menschen in ihrer Torheit verwenden das zum Tod, was Ich ihnen zum Leben gebe, und so sind sie grausam gegenüber sich selbst. Ich sorge immer für euch, und du sollst wissen, dass alles, was Ich dem Menschen gewähre, aus höchster Vorsehung geschieht, denn es war Meine Vorsehung, dass Ich euch erschuf. Als Ich in Mich selbst blickte, verliebte Ich Mich in die Schönheit Meiner Kreatur, und in großer Vorsorge gefiel es Mir, euch nach Meinem Bild und Gleichnis zu erschaffen. In Meiner Vorsehung habe Ich euch mit dem Gedächtnis ausgestattet, damit ihr euch an Meine Wohltaten erinnern und an Meiner, des ewigen Vaters, Macht teilhaben könnt. Ich habe euch den Verstand gegeben, damit ihr in der Weisheit Meines eingeborenen Sohnes erkennen und verstehen könnt, was Ich, der ewige Vater, will, der Ich euch mit so glühender Liebe solche Gnade schenke. Und Ich habe euch den Willen zu lieben gegeben als Teilhabe an der Gnade des Heiligen Geistes, damit ihr lieben könnt, was euer Verstand gesehen und erkannt hat.
Dies alles hat Meine süße Vorsehung bewirkt, damit ihr imstande seid, Mich zu begreifen und zu verkosten, und damit ihr euch in der ewigen Anschauung an Meiner Güte erfreuen könnt. Wie Ich dir bereits mehrfach gesagt habe, wollte Ich, dass ihr dieses Endziel auch erreichen könnt. Denn der Himmel wurde durch die Sünde Adams verschlossen. Adam hatte seine Würde nicht erkannt und nicht darauf geachtet, mit welcher Vorsehung und unermesslichen Liebe Ich ihn erschaffen habe. So verfiel er dem Ungehorsam und durch den Ungehorsam in Unreinheit, weil er hochmütig war und einer Frau gefallen wollte. Er war so bemüht, seiner Gefährtin zu gefallen und sich ihr gegenüber nachgiebig zu zeigen, dass er – obwohl er nicht glaubte, was sie sagte – eher bereit war, Mir den Gehorsam zu verweigern, als sie zu betrüben. Und dieser Ungehorsam war und ist die Quelle aller anderen Übel. Ihr alle wurdet von diesem Gift verseucht (später werde Ich dir noch erklären, wie gefährlich der Ungehorsam ist, um dir den Gehorsam zu empfehlen). Um euch daher von diesem Tod zu befreien, liebste Tochter, habe Ich der Menschheit das Wort geschenkt, Meinen eingeborenen Sohn, damit auf diese Weise in großer Klugheit und Vorsehung für eure Bedürfnisse gesorgt werde.
„Mit Klugheit“ sage Ich deshalb, weil Ich mit dem Köder eurer Menschheit und mit dem Angelhaken Meiner Gottheit den Teufel gefangen habe, der Meine Wahrheit nicht erkennen konnte. Diese Wahrheit, das fleischgewordene Wort, ist gekommen, um die Lüge des Teufels zu besiegen und hinwegzufegen, mit der er die Menschheit getäuscht hatte.
Ich habe also große Klugheit und Vorsehung walten lassen. Bedenke aber, liebste Tochter, dass Ich dabei keine größere Vorsehung üben konnte, als euch das Wort, Meinen eingeborenen Sohn, zu schenken. Ihm habe Ich den Gehorsam auferlegt, um das Gift zu entfernen, das aufgrund des Ungehorsams in das Menschengeschlecht eingedrungen war. So eilte Er als Liebender und wahrhaft Gehorsamer zum schändlichen Tod am Kreuz und schenkte euch durch Seinen Tod das Leben – nicht kraft der Menschheit, sondern kraft Meiner Gottheit. Das geschah durch Meine Vorsehung, indem Ich Meine Gottheit, die göttliche Natur, mit eurer menschlichen Natur vereinte, um die Sünden zu sühnen, die gegen Mich, die unendliche Güte, begangen wurden. Diese Sünden verlangten eine unendliche Wiedergutmachung. Um Mir, dem Unendlichen, für die vergangene, gegenwärtige und zukünftige Menschheit Sühne leisten zu können, musste die menschliche Natur, die gesündigt hatte und endlich ist, mit dem Unendlichen vereinigt werden. Wie sehr daher die Menschen auch sündigen mögen, so können sie doch vollkommene Wiedergutmachung erlangen, sofern sie in ihrem Leben wieder zu Mir zurückkehren wollen. Denn ihr habt eine vollkommene Versöhnung erlangt durch die Vereinigung Meiner göttlichen Natur mit eurer menschlichen Natur. Das war das Werk Meiner Vorsehung: dass ihr durch eine endliche Tat (denn das Leiden des Wortes am Kreuz war endlich) eine unendliche Frucht empfangen habt durch die Macht der Gottheit.
Ich, Gott, euer Vater, die ewige Dreifaltigkeit, habe in Meiner unendlichen und ewigen Vorsehung dafür gesorgt, die Menschheit wieder zu bekleiden, nachdem ihr das Gewand eurer Unschuld verloren hattet, aller Kraft entblößt wart und in dieser irdischen Pilgerschaft an Hunger und Kälte zugrunde ginget. Jeder Art von Leid wart ihr ausgesetzt, die Tür des Himmels war verschlossen, und ihr hattet alle Hoffnung darauf verloren. Wenn ihr euch nur an dieser Hoffnung hättet festhalten können, so wäre es für euch im Leben eine große Erquickung gewesen. Aber ihr hattet sie nicht, und so war euer Kummer groß. Doch Ich, die höchste Vorsehung, habe euch aus dieser Not geholfen. Ich habe euch ein Gewand gegeben, nicht aufgrund eurer Gerechtigkeit oder Tugend, sondern gezwungen durch Meine eigene Güte und durch die Vermittlung des süßen und liebreichen Wortes, Meines eingeborenen Sohnes. Indem Er sich selbst Seines Lebens entäußerte, hat Er euch wieder mit Unschuld und Gnade bekleidet. Diese Unschuld und Gnade empfangt ihr in der heiligen Taufe durch die Kraft des Blutes, das den Makel der Erbsünde abwäscht, in der ihr gezeugt wurdet und die ihr von eurem Vater und eurer Mutter übernommen habt.
So hat Meine Vorsehung Abhilfe geschaffen: nicht durch körperliche Schmerzen, wie das im Alten Testament durch die Beschneidung Brauch war, sondern durch die süße, heilige Taufe. Dadurch wurdet ihr wieder neu bekleidet. Ich habe euch auch erwärmt, als Mein eingeborener Sohn euch durch die Wunden Seines Leibes die Glut Meiner Liebe offenbarte, die unter der Asche eurer Menschheit verborgen war. Muss dies nicht das erkaltete Herz des Menschen erwärmen? Gewiss, außer es ist so eigensinnig und von Eigenliebe verblendet, dass es nicht sieht, wie unermesslich Ich euch liebe!
Meine Vorsehung hat euch mit Speise versorgt, um euch zu stärken, während ihr als Wanderer und Pilger in diesem Leben unterwegs seid. Darüber habe Ich schon zu dir gesprochen. Und Ich habe eure Feinde so sehr geschwächt, dass euch niemand schaden kann, außer ihr euch selbst. Der Weg ist im Blut Meiner Wahrheit befestigt, damit ihr euer Ziel erreichen könnt, für das Ich euch erschaffen habe.
Und welche Speise ist das? Es ist der Leib und das Blut des gekreuzigten Christus, ganz Gott und ganz Mensch, Speise der Engel und Speise des Lebens. Es ist eine Speise, die jede hungrige Seele sättigt, die sich an diesem Brot erfreut, nicht aber diejenigen, die nicht danach hungern: Denn es ist eine Speise, die man mit dem Mund des heiligen Verlangens empfangen muss und die es in Liebe zu genießen gilt. So siehst du, wie Ich für eure Stärkung vorgesorgt habe.