Gebet
Es gibt drei Arten zu beten: Die erste Art ist das ständige Gebet, das heißt, die ständige heilige Sehnsucht. … Die zweite Art ist das mündliche Gebet … Dieses Gebet soll in die dritte Art übergehen, das heißt in das innere Gebet. Wir erreichen es, wenn wir mit Sorgfalt und Demut das mündliche Gebet pflegen, das heißt, wenn wir nicht nur mit unserer Zunge beten, sondern auch mit unserem Herzen bei Gott sind. Und wenn wir spüren, dass unser Geist von Gott besucht wird – das heißt, wenn wir irgendwie dazu gedrängt werden, an unseren Schöpfer zu denken –, dann sollten wir das mündliche Gebet unterbrechen und unseren Sinn voll Liebe darauf richten, was Gott uns zeigt.
(Brief 26, an Eugenia, ihre Nichte)
Das Gebet gibt uns die Waffen der wahren Demut und der glühenden Liebe. Denn das heilige Gebet lässt uns sowohl uns selbst und unsere eigene Schwäche als auch die unendliche Liebe und Güte Gottes vollkommen erkennen. … Wir vertrauen allein auf Gott, denn er ist der Einzige, der uns helfen kann und uns auch zu Hilfe kommen will.
(Brief 71, an Bartolomea d’ Andrea Mei)
[Die Menschen] haben überall Gelegenheit zum Gebet, weil sie den Ort ihres Gebetes, wo Gott aus Gnade wohnt, beständig mit sich tragen: nämlich das Haus unserer Seele, wo die heilige Sehnsucht fortwährend betet.
(Brief 213, an Daniella da Orvieto)
Wo bezeugst Du Liebe, Glaube, Hoffnung und Demut? Im Gebet. Denn was Du nicht liebtest, würdest Du nicht suchen. Wer aber liebt, will sich immer mit dem, was er liebt, vereinen, das heißt mit Gott durch das Gebet. …
(Brief 26, an Eugenia, ihre Nichte)
Sprecht die Gebete nicht nur mit den Lippen, sondern mit dem Herzen und mit großem Verlangen.
(Brief 336, an die Priorin und die Nonnen im Kloster der hl. Agnes)
Eine wahre und heilige Sehnsucht nach der Tugend ist nichts anderes als ein dauerndes Beten. Solange wir daher nicht aufhören gut zu handeln, solange hören wir auch nicht auf zu beten.
(Brief 351, an Papst Urban VI.)